Ist es erlaubt, die Vulgata zu übersetzen?

Gedanken zur Bedeutung von Unversehrtheit und Verbindlichkeit der Schrift anhand der „Kanonformel“

Autor/innen

  • Jutta Krispenz, Prof. Dr. Philipps-Universität Marburg

DOI:

https://doi.org/10.25788/vidbor.v3i0.184

Schlagworte:

Deuteronomium, Kanon, Kanonformel, Kolophone, identische Textüberlieferung, Prophetie

Abstract

Das Übersetzen eines Textes ist gleichzeitig eine Notwendigkeit und ein tiefes Eindringen in die zarte semantische Textur des Texts und dessen Wechselbeziehung mit einer bestimmten idealen und materiellen Welt. Die Bedeutung eines Textes kann jedoch nicht endgültig festgelegt werden. Dieser Artikel befasst sich mit der Kanonformel und versucht, ihre möglichen Bedeutungen auf der Grundlage verschiedener traditioneller Strömungen aus Mesopotamien und Ägypten zu entfalten. Die weithin akzeptierte intertextuelle Verbindung zwischen der Kanonformel und den assyrischen Vasallenverträgen unterstreicht das loyale Handeln im Einklang mit den (rechtlichen) Texten als dominierende Bedeutung der sogenannten Kanonformel. Parallelen zu ägyptischen Texten würden jedoch darüber hinaus auf die Notwendigkeit einer genauen Übermittlung als mögliche Lesart derselben Formel hinweisen. Die identische Reproduktion von Texten hat in den Kulturen des Antiken Nahen Ostens natürlich einen hohen Stellenwert. Loyalität und Identität scheinen die Hauptthemen im kanonischen Diskurs zu sein. Dies erklärt, warum es sinnvoll ist, sowohl auf die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Anpassung der Tradition an eine sich verändernde Welt als auch auf die Notwendigkeit einer Rückkehr zu einer abgelegenen und schwer verständlichen Tradition zu reagieren.

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Veröffentlicht

2019-11-10

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Rubrik

Artikel